17.07.2023

E-Commerce News | Quartalupdate

Aktuelles Kaufverhalten

❱ Umsatzeinbußen von 15 Prozent für Online-Händler im ersten Quartal

Eine Untersuchung des Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) zeigt, dass der Online-Handel in Deutschland mit schweren Umsatzeinbußen zu kämpfen hat. Laut Studie erzielten die Online-Händler im ersten Quartal 2023 einen Umsatz von 19,4 Milliarden. Verglichen mit dem Vorjahr sind das 15 Prozent weniger. Anbieter digitaler Dienstleistungen sind hiervon ausgenommen. Sie haben ganz im Gegenteil mit 28,2 Prozent ein dickes Plus eingefahren. Der Lebensmittelhandel konnte immerhin ein kleines Plus von 3,7 Prozent verzeichnen. Den Modehandel inklusive Schuhe hat es dagegen besonders schwer erwischt: 20,8 Prozent weniger Umsatz. Weitaus geringer waren Anbieter für Artikel des täglichen Bedarfs mit nur drei Prozent minus betroffen. Bei hochpreisigen Produkten waren die Umsatzeinbußen laut bevh noch höher als im Modehandel: Schmuck und Uhren kamen auf ein Minus von 29,9 Prozent sowie Autos und Motorräder auf 25,8 Prozent. Auf Marktplätzen waren die Einbrüche mit minus 10,6 Prozent moderater, ebenso wie bei Herstellern mit eigenem Online-Direktvertrieb. Da betrugen die Einbußen nur 9,4 Prozent. Laut Studien werden nicht dringend benötigte Einkäufe etwa von Mode, Schmuck und Unterhaltungsartikeln von den Menschen zurückgestellt.

❱ Ost/West Unterschiede: Weniger Unternehmen im Osten und weniger Umsatz

Des weiteren hat der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (bevh) eine Studie durchgeführt, in der zum ersten Mal regionale Unterschiede in der Online-Handel-Branche untersucht wurden. Ein Ergebnis der Studie ist, dass Online-Händler im Osten Deutschlands weniger Umsatz erzielen als die in den westdeutschen Bundesländern. Begründet wird das mit großen Unterschieden, was die regionale Struktur und das Wachstum angeht. Darum können Unternehmen in Ostdeutschland das Potenzial des Online-Handels nicht komplett nutzen. Für die Studie hat sich der bevh den Onlinehandel in ganz Deutschland auf Grundlage von wirtschaftlichen Fundamentaldaten, Umfragen zu Aktivitäten im Online-Handel, wirtschaftlichen Strukturunterschieden sowie regionalen Rahmenbedingungen der Unternehmen angeschaut. Die regionale Verteilung zeigt: Die meisten Unternehmen befinden sich in Nordrhein-Westfalen (22 Prozent) und Bayern (17 Prozent). Lediglich 1,75 Prozent aller Onlinehändler haben ihren Sitz in Thüringen bzw. ein Prozent in Mecklenburg-Vorpommern. Ein großes Gefälle wurde auch bei der wirtschaftlichen Stärke der Firmen festgestellt. Während Online-Händler im Westen durchschnittlich einen Jahresumsatz von knapp 30 Millionen Euro erwirtschafteten, betrug der Durchschnittsumsatz in Ostdeutschland lediglich gut 6 Millionen Euro. Auch die Anzahl der Beschäftigten liegt im Westen mit 29 um einiges höher als im Osten mit durchschnittlich 13 pro Unternehmen. Marktplätze sollen ein wichtiger Beschleuniger der Digitalisierung im Handel sein. Hier spielen laut der Markthändler „die hohe Kundenfrequenz, die Möglichkeit, vergleichsweise einfach in ausländische Märkte zu verkaufen oder die Nutzung weiterer Leistungen wie Logistik-, Marketing- oder Payment-Services“ eine große Rolle. Laut „logistik-heute“ fordert der bevh die „Förderung von E-Commerce-Ökosystemen“. Dazu gehört unter anderem der Ausbau von Infrastruktur und Nahverkehr im Osten, so dass mehr Fachkräfte in ländlichen Regionen Arbeit finden sowie eine bessere Breitbandversorgung.

Online-Handel News

❱ Neue chinesische Shopping App Temu erobert mit absoluten Tiefpreisen den Markt

Nach dem Motto: „Shoppe wie ein Milliardär“ ist im April 2023 die chinesische Shopping-App Temu (ausgesprochen Tii-Muh) in Deutschland, Frankreich, Italien, Niederlande, Spanien und Großbritannien an den Start gegangen. Mittlerweile ist Temu auf Platz 1 der iPhone- und Android-Charts. Geworben wird mit absoluten Tiefpreisen, Gratis-Versand und unglaublichen Rabatten. Temu selbst sieht sich als Kombination aus Amazon und dem sehr günstigen Modehändler Shein. Die Kunden sollen hier alle Nonfood-Artikel kaufen können - zu Preisen, die etwa 80 Prozent unter denen vergleichbarer Produkte liegen. In den Kundenbewertungen häufen sich mittlerweile die Beschwerden über Ramschprodukte, den sehr chemischen Geruch der Produkte, besonders bei den Modeartikeln (Schadstoffbelastung), extrem lange Lieferzeiten sowie unerwartete Zollgebühren. Der Versand erfolgt direkt aus China. Auch der Kundenservice soll so gut wie nicht erreichbar sein und wenn - nicht auf Deutsch. Der Rückversand ist teuer und aufwändig. Hinter Temu (Team up, price down = zusammen drücken wir den Preis) steckt das chinesische Unternehmen Pinduoduo. Dieses verkauft die Produkte nicht selbst, sondern ist ein Marktplatz für selbstständige Händler. Temu setzt insbesondere auf Social-Media-Kanäle wie TikTok.

❱ Aldi will Online-Lieferservice jetzt auch in Deutschland anbieten

Nachdem Aldi den Onlineshop im US-Markt schon getestet hat, plant der Discounter die Möglichkeit des Online-Kaufs, nun auch in Deutschland anzubieten. Seit Juni soll unter "Mein Aldi" jedoch erstmal nur das Stammgebiet um die Mülheimer Zentrale testweise beliefert werden. Das gilt zunächst jedoch nur für Mitarbeiter. Aldi plant im vierten Quartal den Test um einen größeren Kundenkreis zu erweitern. Darüber hinaus ist ein Test für ein "Click & Collect"-Angebot angedacht. Bestellungen sollen sowohl über die Website als auch über eine App möglich sein. Das Sortiment soll aus etwa 1.300 Produkten bestehen. Es sollen keine Liefergebühren anfallen. Geliefert werden die Bestellungen mit Elektrolieferfahrzeugen. Die Kunden haben dann die Möglichkeit, einen Zeit-Slot zu buchen, in dem Aldi liefert.

❱ Drogeriemarkt Müller und Kaufland bauen E-Commerce aus

Der Drogeriemarkt Müller steigt nun richtig in den Online-Handel ein und richtet sein Augenmerk zurzeit auf den Ausbau des internationalen Geschäfts. Die Drogeriemarktkette Müller vertreibt seine Produkte seit dem Weihnachtsgeschäft 2020 in Deutschland auch online. Österreich ist seit Mitte 2022 mit dabei. Um den Online-Handel anzukurbeln, senkte das Unternehmen den Bestellwert für eine kostenlose Lieferung von 49 auf 29 Euro. Darüber hinaus wurde die Müller-App in der Schweiz eingeführt, im Sommer soll Slowenien folgen. Auch der Ausbau des Online-Sortiments ist geplant: Ab August sollen statt der bisherigen 42.000 Artikel insgesamt 120.000 verfügbar sein. Die Lieferung nach Hause bietet Müller seit 2021 an, vorher wurde lediglich an die Filialen geliefert. Auch Kaufland weitet sein Online-Angebot in Nachbarländer aus: Im Februar in der Slowakei, Tschechien soll in den nächsten Monaten folgen. Der Ausbau eröffnet neue Vertriebskanäle für deutsche Online-Händler. In der Slowakei gibt es bereits 75 Kaufland-Filialen. Laut der Branchen-Plattform soll das Sortiment breit aufgestellt sein: Von Elektronik, Möbeln, Haushalt über Baby- und Kinderausstattung bis hin zu Sportartikeln ist alles dabei. Um Produkte zu vertreiben, haben Online-Händler die Möglichkeit, sich auf den Länder-Marktplätzen anzumelden. Der neue Marktplatz lasse sich über die „All-in-One-Lösung Kaufland Global Marketplace“ zentral steuern. Alle wichtigen Prozesse würden aus einem Seller Portal heraus gesteuert.

❱ Lidl, Kaufland und Aldi: Maestro fällt ab Juli 2023 als Bezahlmethode weg

Im Juli 2023 wird die Ausstellung von neuen EC-Karten mit Maestro-Funktion in ganz Europa eingestellt. Das ist aber nicht schlimm. Die „Verbraucherzentrale“ weist darauf hin, dass sowohl in Supermärkten als auch in Discountern beziehungsweise generell im Handel „auch ohne die Maestro-Funktion die Girokarte in Deutschland voll einsatzfähig“ ist. Es handelt sich bei der Maestro-Funktion lediglich um eine Zusatzfunktion, die für den Bezahlvorgang nicht ausschlaggebend ist. Aktuelle Bankkarten behalten bis zu ihrem Ablaufdatum ihre Gültigkeit. Bis 2027 sollen alle Karten ausgetauscht werden. In den Filialen kann laut der Unternehmen weiterhin mit Girocard, Visa, Mastercard, American Express, V-Pay, GooglePay und ApplePay beziehungsweise mit Bargeld bezahlt werden.

KI News

❱ ChatGPT als App für das iPhone

Die künstliche Intelligenz ChatGPT konnte auf dem Smartphone bisher nur über eine zwischengeschaltete App, wie beispielsweise die Bing-App von Microsoft, die auf dem gleichen Sprachmodell basiert, genutzt werden. Diese Zeiten sind nun vorbei. Der Chatbot ChatGPT von Open AI ist bald auch als App für das iPhone verfügbar. Android-Nutzer müssen noch ein wenig warten, aber für sie soll es auch eine App geben, mit der sie ChatGPT nutzen können. Geplant ist, die App kostenlos zur Verfügung zu stellen. Auf Werbung soll auch verzichtet werden, egal ob der Nutzer die kostenlose Basisvariante oder die kostenpflichtige Plus-Variante von ChatGPT verwendet. Die Steuerung ist über Sprachbefehle möglich. Der Launch der App erfolgt erstmal nur auf dem US-Markt. Weitere Länder sollen jedoch folgen.

❱ Google präsentiert Suchmaschine mit KI

Durch die Kooperation zwischen Open AI - die Entwickler des Chatbots GPT - und Microsoft, das in seiner Suchmaschine Bing die künstliche Intelligenz ChatGPT verwendet, wird die Luft für den Erzrivalen Google immer dünner. Die Sorge ist, dass ChatGPT Google als Suchmaschine ersetzt. Um weiterhin konkurrenzfähig im Suchmaschinenmarkt zu bleiben, hat Google nun eine neue Version seiner Suchmaschine vorgestellt. Google setzt nun auf längere Texte als Antworten auf Fragen. Mithilfe von generativer KI sollen mehr Informationen zusammengetragen werden. Die generative KI soll aber nicht nur Grundlage der neuen Suchmaschine "Search Generative Experience" (SGE) sein, sondern ebenfalls in das Google E-Mail-Programm Gmail integriert werden, um so Textentwürfe zur Verfügung stellen zu können. Für erste Tests der Suchmaschine ist der US-Markt anvisiert.

❱ Google, Amazon und Meta bieten KI-generierte Ads an

Meta, Google und Amazon ebnen den Weg für neue Möglichkeiten für Marketer: Anzeigen sollen von nun an mithilfe von Künstlicher Intelligenz sowohl erstellt als auch ausgespielt werden. Dadurch soll einerseits die Umsetzung und Effizienz, andererseits die Messbarkeit von Werbekampagnen um ein Vielfaches verbessert werden. In Zukunft soll es Marketern möglich sein, mit Google automatisierte Anzeigen zu erstellen. Die Anzeigen werden dabei aus Texten, Bildern oder Videos, die das Unternehmen zur Verfügung stellt, zusammengestellt. Bei Meta gibt es auch etwas Neues: Das Unternehmen hat die AI-Sandbox vorgestellt, die mit den vorherigen KI-gestützten Werbetools als Testumgebung dient. Meta arbeitet an der Entwicklung von Tools zur Hintergrund- und Textgenerierung sowie Bilddarstellung, die Marketer dabei unterstützen sollen, verschiedene Messages für die jeweiligen Zielgruppen zu erstellen. Amazon hingegen will eine Funktion zur Verfügung stellen, die Fotos und Videos für Unternehmen, die Werbekampagnen auf Amazon erstellen möchten, automatisiert generiert.

Nicola Bächle

Nicola Bächle

Nicola ist spezialisiert auf die Erstellung und Bereitstellung von hilfreichen Inhalten rund um das Thema E-Commerce. Durch intensive Recherchen und das Konsultieren von Experten stellt sie Fachwissen übersichtlich aufbereitet zur Verfügung.


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